Wally Neuzil als Krankenschwester, vermutlich vor dem k. u. k. Marodenhaus in Sinj, 1917

Walburga „Wally“ Neuzil (1894–1917) war vier Jahre lang Egon Schieles (1890–1918) engste Vertraute. Wann und wo genau der Künstler auf die seit 1906 in Wien lebende Wally, die aus ärmlichen Verhältnissen stammte, traf, ist nicht gesichert. Es darf angenommen werden, dass sie sich zu Beginn des Jahres 1911 kennenlernten; angeblich soll Gustav Klimt (1862–1918) Wally als Modell Schiele empfohlen haben. Bald nahm sie eine wichtige Rolle in Schieles Leben ein. Sie stand ihm häufig Modell und war in seiner künstlerisch bedeutenden Phase, aber auch in seiner schwierigsten Zeit – der sogenannten „Neulengbacher Affäre“ – eine wesentliche Stütze und liebevolle Gefährtin. Schieles Bekanntschaft und Zuneigung zu Edith Harms (1893–1918), die mit ihrer Familie gegenüber von Schieles Atelier wohnte, veränderte die Situation: Der Bruch mit Wally war unausweichlich. Während Schiele im Juni 1915 Edith heiratete, ließ sich Wally zur Krankenpflegerin ausbilden und arbeitete zwei Jahre in einem Wiener Kriegsspital. Später wurde sie nach Sinj (im heutigen Kroatien) in das k. u. k. Landwehr-Marodenhaus versetzt. Im Foto ist Wally in der hinteren Reihe in der Mitte zu sehen. Im Dezember 1917 verstarb sie an Scharlach – nur 23 Jahre jung.

KJ, 2023