Schiele als Junge mit Zigarette und Taschenuhr, 31.12.1903

Am 31.12.1903 wurde der 13-jährige Egon Schiele (1890–1918) mit einer Taschenuhr in der rechten Hand und lässig mit einer Zigarette im Mund fotografiert. Die leicht verblasste Fotografie zeigt wie der junge Egon auf die Uhr hinabsieht, die linke Hand greift seinen Mantel, er trägt einen Hut. Die Aufnahme ist auf einen mit Blumenranken verzierten Untersatzkarton montiert. Wahrscheinlich wurde Schiele zu einem besonderen Anlass aufgenommen; der Kunsthistoriker Christian Bauer (*1963) vermutet seine Firmung. Ein Hinweis, so Bauer, könnte gerade der Blick Schieles auf die Taschenuhr sein, der ein zentrales Motiv der Aufnahme darstellt. Traditionell wurden und werden zur Firmung Uhren geschenkt. Ob Schiele als 13-Jähriger die Zigarette wirklich raucht oder nur zur Demonstration von Lässigkeit zwischen den Lippen hält, bleibt fraglich. Für den jungen Schiele war es um 1903 keine einfache Zeit: Ab 1902 verschlechtert sich der gesundheitliche Zustand seines Vaters Adolf Schiele (1850–1904) stetig, die Jahre bis zu seinem Tod zum Jahreswechsel 1904/05 prägen den Heranwachsenden maßgeblich. In einem Gedicht aus dem Jahr 1903 wünschte er dem Vater „Gott solle ihm Gesundheit, Glück und Frohsinn schenken“. Schiele besuchte zwischen 1902 und 1906 das Landesrealgymnasium in Klosterneuburg, das Foto hat man jedoch in seiner Geburtsstadt Tulln aufgenommen, wo er die ersten 10 Jahre seines Lebens aufwuchs.

MA, 2023