Die titelgebende Frau mit der Rose ist die Malerin Greta Freist (1904–1993) selbst. Aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammend, studierte sie an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Alle bürgerlichen Konventionen ablehnend, lebte sie mit dem Maler Gottfried Goebel (1906–1975) in wilder Ehe. Freist präsentierte ihre Gemälde in den Ausstellungen des Hagenbundes. Mit Heimito von Doderer (1896–1966) teilte sie sich ein Atelier, das ein wichtiger Treffpunkt der Literaturszene war und in dem auch Elias Canetti (1905–1994) verkehrte. Die Wende brachte das Jahr 1936, als Freist den Anteil eines Mietshauses erbte und dadurch als unabhängige Künstlerin nach Paris übersiedeln konnte. La Femme aux Roses gilt als eines der schönsten Gemälde der Unangepassten. Der Umhang lässt die Malerin wie eine Madonna aus einer Verkündigungsszene aussehen und fasst die Figur zu einer Dreieckskomposition zusammen. Der nüchterne Blick auf das verkleidete Selbst rückt Freists Kunstauffassung in die Nähe des Magischen Realismus.