Oskar Kokoschka
Expressionist und Enfant terrible
Oskar Kokoschka (1886–1980), geboren in Pöchlarn, gestorben in Montreux im Alter von 93 Jahren, überlebte die anderen prominenten österreichischen Pioniere der Moderne – Gustav Klimt (1862–1918), Egon Schiele (1890–1918) und Richard Gerstl (1883–1908) – um viele Jahrzehnte. Ab 1908 trat Kokoschka als Maler, Grafiker, Literat, Dramatiker und Regisseur in Erscheinung und provozierte die Kunstwelt als radikaler Grenzüberschreiter. Als solcher überwand er den vorherrschenden Jugendstil seiner Zeit und wurde zu einem zentralen Wegbereiter des Expressionismus. Prekäre Lebensverhältnisse und die massive Kritik, die man ihm entgegenbrachte, führten zu einer Selbststilisierung als Opfer. Die politischen Wirren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts machten aus Kokoschka einen Migranten. Angesichts der sich verschärfenden weltpolitischen Situation in den 1930er-Jahren wurde Kunst für ihn, der sich als Seismograf gesellschaftlicher Veränderungen verstand und für Frieden, Freiheit und Menschenrechte kämpfte, zum politischen Botschaftsträger. Zeitlebens hielt Kokoschka an der authentischen Kraft einer engagierten Kunst fest.