Zum Inhalt springen
ONLINESAMMLUNG

Richard Gerstl

Pionier des österreichischen Expressionismus

Richard Gerstl (1883–1908) gilt – noch vor Egon Schiele (1890–1918) und Oskar Kokoschka (1886–1980) – als der erste österreichische Expressionist.
Der in Wien geborene Künstler besuchte die „Allgemeine Malschule“ von Christian Griepenkerl (1839–1912) an der Akademie der bildenden Künste und belegte Sommerkurse beim ungarischen Maler Simon Hollósy (1857–1918) in Nagybánya. Da Gerstl jedoch zu seinen konservativen Lehrern keine Beziehung fand, wechselte er in die „Spezialschule für Malerei“ des fortschrittlicheren Heinrich Lefler (1863–1919). Gerstl zeigte auch außerordentliches Interesse an Philosophie, Literatur und Musik. Er lernte den Komponisten Arnold Schönberg (1874–1951) kennen, in dessen Kreis er aufgenommen wurde. Seine tragische Liebesbeziehung zu dessen Gattin Mathilde (1877–1923) stürzte ihn in eine tiefe Depression, die 1908 zum Selbstmord führte. Die in sozialer Isolation geschaffenen letzten Selbstporträts zeigen den Künstler ausweglos und verzweifelt.
Gerstls Arbeiten sind zwischen Postimpressionismus, Secessionismus und Expressionismus einzuordnen, wobei mögliche Anregungen für seine ausdrucksstarke Malweise sich in den Werken von Edvard Munch (1863–1944), Vincent van Gogh (1853–1890), Pierre Bonnard (1867–1947) oder Lovis Corinth (1858–1925) finden lassen. Die Arbeiten seiner letzten Schaffensjahre sind geprägt von einer abstrahierend-gestischen Malweise. Mit der formauflösenden Malerei und dem freien und schnellen Schaffensprozess wird Gerstl zum Vorläufer des Informel. Das Leopold Museum besitzt die weltweit größte Sammlung des Künstlers.