Bildnis Otto Mauer, um 1947

Der progressive, während der NS-Zeit mit einem Predigtverbot belegte Priester Otto Mauer (1907–1973) galt vor allem in der Nachkriegszeit als wichtiger Förderer von avantgardistischer Kunst. Er bemühte sich stets um eine Verbindung der katholischen Kirche mit der zeitgenössischen Kunst, da er in ihr das Potenzial sah, eine zeitgemäße Glaubensform zu leben. Hier, im Bildnis Otto Mauer von 1947, blickt er mit zusammengekniffenen Augen und in Falten gelegter Stirn aus dem Dunkel des Raumes einer Lichtquelle entgegen und klammert sich an den Sessel, in dem er lehnt. Durch die rasche, gestische Malweise bleiben Pinselstriche sichtbar. Während das Gesicht präzise gemalt ist, löst sich die mehr angedeutete als ausgestaltete Kleidung im dunklen Hintergrund auf, durch welchen die Leinwand stellenweise durchscheint. In Dynamik, Farbigkeit und Ausdruck ergeben sich Parallelen zu Oskar Kokoschkas (1886–1980) Selbstbildnis, eine Hand ans Gesicht gelegt.

RR, 2021