Starke Gefühle wie Intimität, Vertrauen und Geborgenheit zeichnen diese Bleistiftzeichnung aus dem Frühwerk des deutsch-österreichischen Malers und Grafikers Ludwig Heinrich Jungnickel (1881–1965) aus. Der vor allem als Tiermaler bekannte Jungnickel war, wie diese dem Jugendstil verpflichtete grafische Arbeit veranschaulicht, auch ein exzellenter Darsteller menschlicher Gefühle. Am linken Bildrand ist eine Mutter im Profil sitzend wiedergegeben, während ihre Tochter liegend sich an sie schmiegt und ihren Blick an die Bildbetrachter*innen vorbei nach rechts außen richtet. In starken tektonisch wirkenden Umrisslinien und einer subtilen psychologisierenden Binnenzeichnung wirken die beiden Bildfiguren formal gesehen wie eine Einheit. Die Komposition und damit auch die Blickrichtung wird durch eine von links oben nach rechts unten verlaufende Bilddiagonale vorgegeben. Der Einfluss des Zeichenstils Gustav Klimts (1862–1918) ist unverkennbar.