Selbstbildnis als Gefangener (in Russland), 1917

Rudolf Wacker (1893–1939) schuf während seiner künstlerischen Laufbahn eine Vielzahl an Selbstbildnissen wie 1917 das Selbstbildnis als Gefangener (in Russland). Der Künstler musste wie viele andere seiner Zeitgenossen im Ersten Weltkrieg um sein Überleben in einem sinnlosen, grauenvollen Krieg kämpfen und geriet 1915 in russische Kriegsgefangenschaft. Das in dieser Zeit geschaffene Bildnis zeigt einen von Strapazen gebeutelten Künstler, dem es hier mit nur wenigen Strichen gelungen war, seinen Gemütszustand auf Papier zu bannen. Die Lippen sind leicht geöffnet, als ob ihm ein Wort im Hals stecken bleibt; die Augenbrauen sind angehoben und das Gesicht eingefallen und kantig. In sein Tagebuch schrieb er: „Ich bin wieder einmal in ein Tal des Pessimismus geraten. – Weltleid fasst mich an, erfüllt mich mit einer namenlosen Traurigkeit […].“ Wacker sollte fünf Jahre in Gefangenschaft verbringen, ehe er 1920 wieder nach Bregenz in Vorarlberg zurückkehren konnte.

AS, 2024