Liegender Knabe (Erich Lederer), 1913

Egon Schiele (1890–1918) stellt seinen um sechs Jahre jüngeren Freund und Schüler Erich Lederer (1896–1985) in dieser Zeichnung in einem nur rudimentär wiedergegebenen Fauteuil sitzend dar. Einzig die Rückenlehne ist in flächigem Gelb ausgeführt und hinterfängt den im Dreiviertelprofil wiedergegebenen Kopf des Dargestellten. Das spannungsgeladene Querformat entwickelt sich so von der reinen Bleistiftzeichnung über in Ockergelb gezogene schemenhafte Linien bis hin zum teilweise aquarellierten Oberkörper, bevor es in der differenziert kolorierten rechten oberen Ecke kulminiert.
Der Dargestellte war der Sohn von Serena (1867–1943) und August Lederer (1857–1936), die ab 1899 eine der herausragendsten Sammlungen von Werken Gustav Klimts (1862–1918) zusammentrugen und dem Künstler auch freundschaftlich verbunden waren. Klimt war es auch, der Schiele 1912 mit der Familie bekannt machte; Porträtaufträge und Aufenthalte im Kreise der Lederers am Familiensitz in Győr waren die Folge. Auch entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen dem Künstler und dem kunstaffinen Erich Lederer. Schließlich war es Schiele, der 1915 den Verkauf des Klimt’schen Beethovenfrieses von Carl Reininghaus an die Lederers vermittelte.

VG, 2022