Egon Schiele mit seinem Onkel Leopold Czihaczek bei einer Wanderung auf den Hegerberg bei Böheimkirchen, 15.07.1908

In einem großen Heuhaufen vor einem lichten Wald haben der junge Student Egon Schiele (1890–1918) und sein Onkel Leopold Czihaczek (1842–1929) fast ganz unbefangen Platz genommen. Czihaczek, leicht von der Sonne geblendet, schaut direkt in die Kamera, sein Neffe hockt weiter oben und wendet seinen Blick konzentriert nach rechts. Nach dem frühen Tod von Schieles Vater 1905 hatte sein Onkel die Mitvormundschaft für ihn und seine jüngere Schwester Gertrude (1894–1981) übernommen. Im Sommer pflegte das Ehepaar Czihaczek in der Umgebung Wiens ein Landhaus zu mieten, um sich vom umtriebigen Großstadtleben zu erholen. Schiele wurde zu dieser Sommerfrische manchmal mitgenommen und nahm an gemeinsamen Ausflügen teil (vgl. Egon Schiele und Leopold Czihaczek bei einer Wanderung auf den Buchberg in Neulengbach). Das Verhältnis zwischen Schiele und seinem konservativen Onkel war nicht immer ganz ungetrübt, wohl Egons lockerem Umgang mit Geld und seinem frühzeitigen Austritt aus der Akademie geschuldet. Czihaczek sah sich daher veranlasst, seine Mitvormundschaft frühzeitig aufzukündigen.

KJ, 2024