Die Wiener Praterlandschaft übte seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert eine große Faszination auf Künstler*innen aus und erlebte als Bildthema in der Biedermeiermalerei seine erste Blüte. Auch Tina Blau-Lang (1845–1916) hatte sich seit ihren frühen Studienjahren immer wieder zum Prater hingezogen gefühlt. Das großformatige Gemälde Motiv aus dem Prater, das um 1910/15 entstand, zeigt zwei große Bäume, die vom oberen Bildrand überschnitten werden und den Blick auf den Trabrennstall freigeben. Auch wenn sich Blau-Lang nie dem Secessionismus zuwandte, so ist bei diesem Spätwerk in der Wahl eines engen Bildausschnittes, in der Betonung des Lineaments der Bäume und in der flächigen Raumauffassung dessen Einfluss spürbar. Blau-Lang würdigt das Motiv weniger als ein nachempfundenes Naturerlebnis, sondern legt verstärkt Wert auf eine verfestigte Komposition, die auch durch die fleckenhafte und zu geschlossenen Flächen neigende Malweise verstärkt wird.
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literaturauswahl
Frauenbilder – Künstlerinnen – 19. und 20. Jahrhundert. Vom Biedermeier bis zur Moderne, hrsg. von Elisabeth Leopold, Wien 2017 (Ausstellungsbroschüre, Leopold Museum, Wien, 07.07.2017–18.09.2017).