Gegen Ende seines Lebens beschäftigte sich Lovis Corinth (1858–1925) wieder vermehrt mit dem Leiden und Tod Christi. Im Zusammenhang mit dem Ölgemälde Ecce Homo, das sich im Kunstmuseum Basel befindet, steht diese Radierung. Von Pilatus und einem Kriegsknecht flankiert, wird der geschundene Heiland den Betrachtenden vorgeführt und so zum Bild der leidenden Menschheit an sich. Die Gesichter der Figuren sind nur summarisch angedeutet, einzig Christus hebt sich durch seine klaren Züge hervor. Seine markante Erscheinung ist eingeklammert zwischen Brutalität und Gewalt auf der einen Seite und Pilatus’ opportunistischem Handeln auf der anderen Seite. Dabei sah sich Corinth auch selbst in dieser Gestalt, wie eine Zeichnung aus demselben Jahr, Selbstporträt als Schmerzensmann, beweist.