Schon während seiner Schulzeit zeichnete Franz Sedlacek (1891, vermisst seit 1945) humoristische Karikaturen. Der gelernte Chemiker führte als autodidaktischer Künstler seine Experimente auf Papier und Leinwand fort. Bei seinen sublimen, gestochen scharfen Landschaften, seinen sinistren Stillleben und grusligen Geschöpfen griff er die organischen Formen der Natur auf, überzeichnete und verzerrte sie und ließ sie auch zu unheimlichen und magischen Gestalten wuchern. Anders als bei Alfred Kubin (1877–1959), einem Genie der schaurigen Grafiken, etwa Das Grausen oder Die Stunde der Geburt, und Mitglied der von Sedlacek mitbegründeten Künstlervereinigung MAERZ, tragen Sedlaceks groteske Wesen neben Unheimlichkeit immer eine Prise Absurdität und Komik in sich. Beim kritischen Blick auf seine Karikaturen muss jedoch auch das antisemitisch geprägte Umfeld, in dem er sich als späteres NSDAP-Mitglied bewegte und das von antisemitisch-diffamierenden Grafiken begleitet war, mitberücksichtigt werden.
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literaturauswahl
Linie und Form. 100 Meisterzeichnungen aus der Sammlung Leopold, hrsg. von Franz Smola/Fritz Koreny, Wien 2014 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 23.05.2014–20.10.2014).