Sich drehende Tänzerin, 1908

Ein wahrer Wirbel an Linien wird in dieser Zeichnung vom belgischen Künstler George Minne (1866–1941) freigesetzt, der eine Fülle Stoff in eine spiralförmige Bewegung bringt und damit auch die Tänzerin, deren Haar und gesenkter Kopf von diesen Drehungen mitgerissen wird. Minne war nicht nur Bildhauer. Gerade in seinen ersten Jahren schuf er Zeichnungen und Buchillustrationen, die auf ein positives Echo stießen und für die er zunächst mehr geschätzt wurde als für seine ungewohnten und zum Teil verstörend wirkenden Skulpturen. Nachdem er allerdings ab 1900 in mehreren Ausstellungen in der Wiener Secession präsentiert wurde, kam durch den Erfolg die internationale Wertschätzung. Die Wechselwirkung zwischen den österreichischen Jugendstilkünstlern und dem Belgier blieb nicht aus. Tragendes Element der Zeichnung ist die weiche, schwungvolle Linie.

AK, 2021