Neben zahlreichen Landschafts- und Porträtbildern widmete sich Gustav Klimt (1862–1918) in seinem Œuvre auch großformatigen Allegorien, unter anderem
Die Braut und
Die Jungfrau. Die aus dem Nachlass Klimts stammende und von Moriz Nähr (1859–1945) aufgenommene Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt das großformatige Ölgemälde
Tod und Leben in seiner ersten Fassung. Anlässlich der Erstpräsentation auf der
Internationalen Kunstausstellung 1911 in Rom erhielt Klimt für sein Werk die Goldene Medaille. Ein Farblichtdruck in der Miethke-Mappe, eine Farbabbildung in der Zeitschrift
Kunst für Alle aus dem Jahr 1913 sowie die Fotografie von Nähr überliefern diesen Zustand. Eine überarbeite, finale Version wird 1916 in der Berliner Secession gezeigt. Elementare Gestaltungsmotive zum Kreislauf des Lebens – dem Zyklus von Werden und Vergehen – verdichten sich in Klimts Komposition: auf der linken Seite die Personifikation des Todes, auf der rechten den dreiteiligen Lebenszyklus mit Mutter und Kind, einer alten Frau und einem Liebespaar. Während der solitäre Tod in der ersten Version statisch seinen Schädel neigt, tritt er in der finalen Fassung fast dynamisch mit erhobener kleiner roter Keule dem Leben gegenüber. Darüber hinaus wurde das Figurenpersonal in der Fassung von 1915/16 auf neun Personen erweitert. An der öffentlichen Repräsentation seiner Werke war Klimt besonders interessiert, weshalb er seinen Lieblingsfotografen Nähr immer wieder mit fotografischen Aufträgen zur Dokumentation seiner Gemälde bedacht hatte.
BH, 2021