Gustav Klimt vor seinem Atelier in der Feldmühlgasse 11 in Wien, 1917

Die Wechselwirkung zwischen dem Medium der Fotografie und der bildenden Kunst der Wiener Moderne um 1900 prägte auch die zwei Jahrzehnte andauernde Zusammenarbeit zwischen Moriz Nähr (1859–1945) und Gustav Klimt (1862–1918), die einander im Rahmen der Gründung der Wiener Secession kennengelernt hatten. In zahlreichen von Nähr gefertigten Porträtaufnahmen Klimts wird ihre künstlerische Verbundenheit zum Ausdruck gebracht. Nähr weicht in dieser Porträtserie von der üblichen Darstellung im Studio ab und geht zu einer unkonventionellen Präsentationsform in der freien Natur über, wie die Aufnahme Gustav Klimt vor seinem Atelier in der Feldmühlgasse 11 in Wien um 1917 bezeugt. Das fotografische Setting in Klimts Atelier war ausschließlich Nähr vorbehalten und ließ das Private mit der öffentlichen Repräsentation verschmelzen. Die Klarheit der Bildkomposition wird durch den Porträtierten im Vordergrund – Kopfhaltung im Dreiviertelprofil, gepflegte Kleidung sowie bewusste Inszenierung der Gestik – konstituiert und von der unscharfen Ansicht seines Ateliergartens im Hintergrund unterstrichen.

BH, 2021