Dieses Bildnis einer Frau schuf der Maler und Grafiker Gustav Klimt (1862–1918) im Jahr 1900. Er wählte für die Darstellung eines unbekannten Modells eine strenge Profilansicht. In ein Hochformat platzierte Klimt die weibliche Halbfigur. Diese zeichnete er mit schwarzer, brauner und weißer Kreide mittels Parallelschraffuren, die zum Teil verwischt wurden und daher fast pastellartig wirken. Während das hochgeschlossene Gewand schwarz und das hochgesteckte Haar braun gestaltet sind, ließ Klimt für das Inkarnat des Gesichts die Farbe des Papiers stehen. Der verwendete Bogen Papier dürfte vor dem eigentlichen Arbeitsprozess so gefaltet worden sein, dass die Darstellung wie in ein Passepartout gesetzt wirkt. Mancherorts hielt sich Klimt an den derart vorgegebenen Rahmen, an vielen Stellen jedoch nicht, was der Darstellung trotz der Feinheit einen spontanen und atmosphärischen Charakter verleiht. Das Werk erinnert vom Format, Motiv und der Technik her an ein ähnliches Blatt in der Sammlung, das jedoch etwas früher, nämlich 1897/98, entstand und den Titel Brustbild einer jungen Dame mit Hut und Cape im Profil nach links trägt.
Gustav Klimt. Jahrhundertkünstler, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger/Sandra Tretter, Wien 2018 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 22.06.2018–04.11.2018).