Eurythmie, 1919

Der humoristisch-surreale Charakter der Buntstiftzeichnung Eurythmie von Fritz von Herzmanovsky-Orlando (1877–1954) springt den Betrachtenden unmittelbar ins Auge. Im Mittelpunkt steht eine aus heterogenen Körperteilen zusammengesetzte Figur. Tierische Elemente an Kopf und Hals, die aus einem roten Korpus ragen, treffen auf Beine in Stöckelschuhen. In der hügeligen Landschaft sind weitere Figuren auszumachen, die den Eindruck einer magisch verzerrten Realität verstärken. Zwei skurrile Figurenpaare, jeweils verschmolzen wie siamesische Zwillinge, sowie eine puttenartige Gestalt, die einen überdimensionalen Nagel in der Luft schwingt, scheinen auf die zentrale Kreatur ausgerichtet zu sein – zur Verteidigung? Oder doch eher dirigierend? Der Titel Eurythmie verweist auf die lebensreformerischen Tanzpraktiken, die mit Rudolf Steiner (1861–1925), dem Begründer der Anthroposophie, assoziiert werden. Das Blatt reiht sich in eine Serie ironisch-kritischer Grafiken ein, die – wie auch Herzmanovsky-Orlandos literarische Werke – von ausgeprägter Fantasie durchdrungen sind.

MSch, 2025