In einem möblierten, dunklen Zimmer sitzen zwei Frauen unterschiedlichen Alters an einem Tisch: Die alte Dame verweist mit ihrem Zeigefinger auf eine bestimmte Stelle des Briefes, den das junge Mädchen in Händen hält. Es könnte sich um eine wohlmeinende Interpretation einer bestimmten Stelle des Liebesbriefes handeln oder um die Äußerung einer Besorgnis. Oskar Laske (1874–1951) griff mit dieser Darstellung eine typische Genreszene aus dem 19. Jahrhundert auf. Sowohl die detaillierte Schilderung des Interieurs als auch der moralische Aspekt der Szene haben einen rückblickenden Charakter. Möglicherweise handelt es sich um ein Gemälde seiner Anfangsphase, in der sich der Künstler an Werken anderer Maler schulte. Denn eigentlich war der ausgebildete Architekt Laske – er studierte bei Otto Wagner (1841–1918) an der Akademie der bildenden Künste in Wien – in der Malerei Autodidakt.