Stillleben mit Weinglas, Fischen und Zitronen, 1929

Das Weinglas ist leer, die beiden gegrillten Fische liegen unberührt zwischen leuchtend gelben Zitronen am Teller. Auf der Tischplatte weist ein Buttermesser aus dem Bildraum. Die Früchte blitzen bunt aus dem monochromen, kargen Raum, den Gerhart Frankl (1901‒1965) in Stillleben mit Weinglas, Fischen und Zitronen 1929 eröffnet. Wie auch im Fall von Stillleben mit Hummer ist erkennbar, dass Frankl in seinem künstlerischen Erforschen die alten Meister und Barockmalerei als Studienobjekte vor sich hatte. Er lockert das vorangegangene Werk auf, indem er den scharlachroten Hummer und eine Schüssel aus dem Sujet entfernt. Ähnlich seinem Lehrer Anton Kolig (1886‒1950) dient nicht die Farbe als Mittel, um Objekte abzubilden, vielmehr fungieren die dargestellten Gegenstände als Projektionsfläche für sein Farb- und Kompositionsexperiment.

RR, 2021