Bildnis Isabella Reisser, 1885

Isabella Reisser, Frau des technischen Direktors der Neuen Freien Presse und Druckereibesitzers Christoph Reisser, wurde 1885 von Anton Romako (1832–1889) porträtiert. Ihr Mann erteilte dem Maler den Auftrag, zwei große Bildnisse des Ehepaares anzufertigen. Romako zeigt die beiden in Dreiviertelansicht vor einem monochromen, aber nuancierten Hintergrund. Die starke Frontalität verbindet beide Darstellungen, wobei Romako im Ausdruck deutlich zwischen dem männlichen und dem weiblichen Porträt differenzierte. Reisser, die ihren Blick direkt an die Betrachtenden richtet, strahlt eine ungeheure Strenge aus. Der geöffnete Mund entblößt Zähne, die ihr Gesicht maskenhaft verzerren. Darüber hinaus verleihen ihr die von Romako gesetzten hellen, vibrierenden, kurzen Pinselstriche zusätzlich eine unbestimmte nervöse Aura. Romakos Porträts weisen einen fast frühexpressionistischen Stil auf, der die Zeitgenoss*innen des Malers teilweise zutiefst verstörte.

AS, 2021