Bildnis Christoph Reisser, 1885

Nachdem Anton Romako (1832–1889) zwanzig Jahre in Rom verbracht hatte, kehrte er 1876 in seine Heimatstadt Wien zurück, wo ihm aber nicht die gleichen Erfolge vergönnt waren. In diesem letzten Lebensabschnitt malte der Künstler seine gewagtesten Werke. Dazu zählt auch diese Arbeit: Christoph Reisser, technischer Direktor der Neuen Freien Presse und Druckereibesitzer, war einer der wichtigsten Förderer des Malers und beauftragte den Künstler, Porträts von seiner Frau und ihm anzufertigen. Romako zeigt das Ehepaar in Dreiviertelansicht vor einem monochromen, aber nuancierten Hintergrund. Die starke Frontalität verbindet beide Darstellungen, wobei Romako im Ausdruck deutlich zwischen dem männlichen und dem weiblichen Porträt differenziert. Reisser, der seinen Blick von den Betrachtenden abwendet, hält in seiner linken Hand eine Ausgabe seiner Zeitung. Das darauf ersichtliche Datum lässt den Schluss zu, dass beide Bildnisse bereits im Dezember 1885 vollendet waren.

AS, 2021