Mühle mit Abendhimmel, um 1916

In Mühle mit Abendhimmel greift Robert Russ (1847–1922) auf ein Motiv seiner frühen Schaffensjahre zurück: Im Unterschied zur Mühle in Südtirol, um 1875 entstanden, werden in diesem Spätwerk, das vermutlich von 1916 stammt, die Bildelemente durch das warme Licht der untergehenden Sonne in eine stimmungsvolle Einheit gebracht. Die Tageszeit wie auch die alte, im Stadium des Verfalls sich befindliche Mühle können als Metaphern der Vergänglichkeit gedeutet werden. Russ knüpft hier an ein Motiv der Romantik an, nimmt aber die inhaltliche Komponente zurück. Das Thema dient ihm dazu, die Auswirkung des Lichtes auf Oberflächen in seiner unverwechselbaren Malweise zu schildern. Die Arbeiten aus der späteren Schaffenszeit des Künstlers, der noch im ausgehenden 19. Jahrhundert für bedeutende offizielle Aufträge wie die Ausstattung des Natur- und Kunsthistorischen Museums und des Burgtheaters herangezogen wurde, entsprachen nicht mehr dem Zeitgeschmack und waren kaum mehr in Ausstellungen anzutreffen.

AGW, 2021