Frau am Morgen, um 1920

Im Werk des Dresdner Malers und Grafikers Conrad Felixmüller (1897–1977) bildet der Mensch das Hauptmotiv. In dieser Radierung steht eine Frau vor einem Spiegel. Sie ist eifrig dabei, ihr Haar durchzukämen, speziell eine dicke Strähne auf der hervorgehobenen Stirn. Große, gesenkte Augenlider und der offene Mund verleihen der beobachteten Alltagsszene Kraft und Vitalität. Felixmüller wandte sich nach expressionistischen Anfängen einer sachlich-realistischen Gestaltungsweise zu. Besonders die Menschen seiner Zeit, ihr Leben, ihre Umwelt und ihre Probleme waren für den Künstler darstellungswürdig. Nicht anklagend, sondern primär durch persönliches Engagement und subjektives Empfinden vermittelte er mitfühlende Aussagen zu den menschlichen Nöten der Zeit und zu unscheinbarsten Alltagstätigkeiten.

AK, 2021