Das hochformatige Gemälde Mühle in Südtirol von Robert Russ (1847–1922) zeigt eine von Alter und Verwitterung gezeichnete Mühle, an der vorbei ein Gebirgsbach auf den tief angelegten Betrachter*innen-Standpunkt zufließt. Ein kräftiges Spiel von Licht- und Schatten, bedingt durch klare Luft und hellen Sonnenschein, prägt das um 1875 entstandene Bild. Die detailgetreue und zeichnerische Malweise verrät den Einfluss der Düsseldorfer Malerschule und wird ein Charakteristikum im Schaffen des Künstlers bleiben. Russ, der bereits in jungen Jahren großen Erfolg hatte und schon mit 23 Jahren zum interimistischen Nachfolger von Albert Zimmermann (1809–1888), seines Lehrers an der Akademie der bildenden Künste in Wien, bestellt wurde, unternahm viele Reisen nach Deutschland, Holland, Italien und in die Wachau. Ab den 1870er-Jahren zog es ihn im Sommer immer wieder nach Südtirol, wo zahlreiche Werke auch nach diesem Motiv, etwa die Zeichnung Mühle in Mals, entstanden sind.