Oskar Kokoschkas (1886–1980) vielseitiges politisches Engagement spiegelt sich nicht nur in seinem malerischen Werk wider, sondern auch in seinen plakativ konzipierten Grafiken, die als humanitäre Aufrufe fungieren sollten. Bereits 1918 schuf er eine Farblithografie mit dem Titel
Das Prinzip, mit der er auf die Schrecken des Ersten Weltkrieges und den darauffolgenden Protesten reagierte. Kokoschka zeigt in dieser Arbeit eine Büste auf einem Sockel – nicht frontal, sondern im Dreiviertelprofil. Blut spritzt aus einer Kopfwunde und die Lippen sind blutverschmiert. Ein Hilfeschrei und eine Anprangerung kann als Motiv hinter der Darstellung vermutet werden, übernahm der Künstler doch die drei wichtigen Parolen der Französischen Revolution „Liberté, Egalité, Fraternité“ und änderte das französische Wort für „Brüderlichkeit“ in „Brudermord“ um. Die Kriegsereignisse waren immer noch omnipräsent und die gewaltsamen Ausschreitungen in Deutschland, die sich nach der Unterzeichnung der Friedensverträge ereignet hatten, schreckten auch vor dem Blutvergießen nicht zurück. Das Blatt wurde 1919 in der Mappe
Die Schaffenden von Paul Westheim (1886–1963) publiziert.
AS, 2021