Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges sahen sich die Wiener Werkstätte und die mit ihnen kooperierenden Produktionsstätten mit Personalmangel und Absatzschwierigkeiten konfrontiert. Zu den Kompensationsversuchen gehörte die vom Erfolg gekrönte Produktion von Kriegsgläsern, zumal 1915 aus dem Ministerium für öffentliche Arbeiten die Aufforderung an Kunstschaffende kam, in der Herstellung von Objekten „den patriotischen Zweck zum Ausdruck zu bringen“; schon im Februar jenes Jahres fand im Österreichnischen Museum für Kunst und Industrie eine Ausstellung der „Kriegserinnerungsartikel“ statt. Handelte es sich um ein schlichtes zylinderförmiges Trinkglas, so wurde es in Emailfarben linear dekoriert, oft in den Farben der Flaggen verbündeter Mittelmächte. Im vorliegenden Fall wehen überdimensionierte Flaggen Österreichs und Deutschlands von einer Burg, die wohl die Festigkeit der Allianz versinnbildlicht. Über die Glasfläche zieht sich ein gelbgrünes Gittermuster, die Kanten sind mit schwarzen Streifen betont.