Zur Verarbeitung seiner gescheiterten Liebesbeziehung zu Alma Mahler (1879–1964) gestaltete Oskar Kokoschka (1886–1980) mehrere Grafikzyklen, darunter die Lithofolge zu Johann Sebastian Bachs (1685–1750) Kantate
O Ewigkeit – Du Donnerwort. Bachs allegorischer Dialog zwischen Furcht und Hoffnung wurde von Kokoschka mit elf Illustrationen verbildlicht, wobei er selbst die Hoffnung verkörpert und Mahler die Rolle der Furcht zuschreibt. Angetrieben von der Angst, begibt sich die Hoffnung auf einen Weg, der am Ende nur den Tod bringt. Die Szenen können biografisch gelesen werden, spielte Kokoschka doch immer wieder auf vergangene Ereignisse seines Lebens an. Für das letzte Blatt der Reihe
Pietà („Es ist genug“) greift der Künstler erneut auf die Pietà-Bildformel zurück und verweist so auf das von ihm 1909 konzipierte Plakat für sein Drama
Mörder, Hoffnung der Frauen. Nur stilisierte Kokoschka hier die weibliche Darstellung nicht zur todbringenden
Femme fatale, sondern zur trauernden Schmerzensmutter, die die Züge Mahlers trägt.
AS, 2021