Helene Funke (1869–1957) ging 1906 nach Paris, wo ihre ersten Aktbilder entstanden. Künstlerinnen, die einen nackten Körper malten, waren zu dieser Zeit ein Tabu. Frauen waren als Modelle geduldet, aber nicht als Malerinnen von Akten, war ihnen doch der Zugang zur Akademie bis 1920 nicht gestattet. Selbstbewusst stellte Funke ihre Aktdarstellungen auch international aus. So wie 1917 in Stockholm, wo sie gemeinsam mit der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ) vertreten war. In Paris lebte Funke im selben Haus wie die Geschwister Gertrude (1874–1946) und Leo Stein (1872–1947), deren Wohnung als fixer Treffpunkt der damaligen Kunstszene galt. Künstler wie Pablo Picasso (1881–1973) und Henri Matisse (1869–1954) waren dort oft zu Gast. Ihre Arbeiten sind vom Expressionismus und Impressionismus und in weiterer Folge vom Fauvismus beeinflusst. Liegender weiblicher Akt von 1908/10 zeigt eine selbstbewusste nackte Frau, die den Kopf auf die Hand gestützt hat und die Betrachter*innen direkt anblickt.