Mit zarten Federstrichen und kräftigen rötlichen Linien erfasste der österreichische Grafiker und Bildhauer Georg Ehrlich (1897–1966) den Umriss des nackten Mädchens, das frontal und unbewegt auf das Blatt gebannt ist. Die zarten Brüste seines jugendlichen Körpers stehen in Kontrast zu den bereits ausgeprägten weiblichen Hüften. Die schmalen Schultern und die eng am Körper anliegenden Arme betonen seine bedachte, scheue Haltung. Das grafische Werk von Ehrlich entwickelte sich unter dem Eindruck der Expressionisten Egon Schiele (1890–1918) und Oskar Kokoschka (1886–1980) und des Spätwerks von Gustav Klimt (1862–1918). So entwickelte der Künstler eine weichfließende, elegante Linie und legte den Kern seiner Darstellung auf den Gesichtsausdruck. Das junge Mädchen wirkt erstaunt und fragend – der seelische Ausdruck einer Heranwachsenden, der von Ehrlich einfühlsam festgehalten wurde.