Schreitender männlicher Akt. Studie zum Gemälde „Der Wanderer“, um 1914

Wie beim Bild Venus in der Grotte hat Koloman Moser (1868–1918) auch für den sogenannten Wanderer mehrere Fassungen erarbeitet. Das Thema des Wanderns nahm er zum Vorwand, um mit einer nackten Männerfigur und ihren oberen und unteren Extremitäten in Profilansicht die Fläche bildnerisch zu erfüllen. Dazu gehören auch die rosa Baumstämme mit ihren bläulichen Begrenzungen und Flecken, der schräg ansteigende Boden und die bogenförmige Himmelsbegrenzung, die die Figur formal abschließen. Die Komposition beschränkt sich aber – so wie beim genannten Venus-Bild – nicht nur auf die Flächengestaltung. Mit der durch die Malerei absichtsvoll anders als ihre Umgebung strukturierten Figur und den längs ihrer Konturen angebrachten Farbbahnen wird sie räumlich vom Umraum abgehoben. Durch die zugleich flächige wie räumliche Gestaltung sind Moser mit diesem und ähnlichen Bildern außerordentlich vielschichtige Werke gelungen.

Text Leopold Museum