Der französische Maler und Bildhauer Edgar Degas (1834–1917) schuf in sich gekehrte Figuren, die nicht repräsentieren, sondern mit sich selbst beschäftigt sind. Die Darstellung eines weiblichen Aktes, der schwanger ist, stellte zur damaligen Zeit einen Tabubruch dar. Degas war fasziniert von Alltagserscheinungen, die dem Augenblick gewidmet waren. So steht die Frau aufrecht mit gesenktem Kopf da und legt ihre Hände auf den schwangeren Bauch. Mit dieser Hingabe an den Moment, der vital gestalteten Oberfläche und dem hohen Realitätsgrad der Skulptur gelang Degas eine Verlebendigung der Figur. Das plastische Schaffen Degas’ trat erst in seiner künstlerischen Spätphase hervor, als seine Augen zusehends altersschwach wurden. Erst nach seinem Tod wurden die Wachsmodelle in Bronze gegossen.
The Kasser Mochary Family Foundation, Montclair, New Jersey
Literaturauswahl
Josef Pillhofer. Im Dialog mit Künstlern der Moderne, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger, Köln 2021 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 18.06.2021-10.10.2021).