Franz Lerch (1895‒1977) führt uns mit diesem Gemälde in einen schmucklosen Raum mit angeschnittenem Fensterausblick. Eine junge Dame sitzt auf einem Tisch; in der rechten Hand hält sie einen kleinen viereckigen Gegenstand, der ihr Interesse fesselt. Ruhig und konzentriert ist sie in dessen Betrachtung versunken. Einzig die Lichtführung bringt Leben in die leidenschaftslose Darstellung: Das hell erleuchtete rot-orange Sommerkleid und das Schattenmuster der Tischdecke scheinen vor Wärme zu zerrinnen. Im Gegensatz dazu erzielen die nuancierten Grau-Blautöne der Wandflächen eine kühlende Wirkung. Lerchs Werk entwickelte sich im Spannungsfeld von Expressionismus und Neuer Sachlichkeit. Trotz Kargheit und formaler Strenge verleiht die malerische Ausführung der Komposition einen Hauch von organischer Lebendigkeit.