Neben farbig leuchtenden Landschaften wählte der weitgereiste Maler Hans Böhler (1884–1961) Menschendarstellungen, insbesondere Frauen, zu einem seiner häufigsten Motive. Mit seinem Kollegen Egon Schiele (1890–1918) war Böhler durch die Gründung der Neukunstgruppe verbunden; er unterstützte den jungen Maler auch durch den Ankauf seiner Werke und teilte mit ihm das Interesse an Körpern und deren Einnahme von Raum. Anders als bei Schiele transportieren Böhlers Akte jedoch sinnliche Ruhe. Das Experiment mit der Positionierung der Körper steht im Vordergrund. Häufig verzichtet Böhler auf die Ausformulierung der Gesichter. Die Genitalien sind durch überschlagene Beine, Perspektivenwahl oder Stoff kaschiert. Was bleibt sind Formen und Dynamik. Die Zeichnung stellte für Böhler ein wichtiges Experimentierfeld in der Stilfindung dar, auch wenn er zunehmend auf die Verwendung von Umrisslinien in seinen Gemälden verzichtete.