Egon Schiele und Anton Peschka in Krumau, 1910

Am 12. Mai des Jahres 1910 besuchte Egon Schiele (1890–1918) mit seinem ehemaligen Studienkollegen Anton Peschka (1885–1940) und dem Mimen und Künstler Erwin Osen (1891–1970), die beide auch Mitglieder der von Schiele 1909 initiierten Neukunstgruppe waren, die böhmische Stadt Krumau. Schiele hatte die Heimat seiner Mutter Marie Schiele (1862–1935) bei einem Familienbesuch im Jahr 1904 für sich entdeckt und hielt sich in Folge mehrmals in der Stadt auf. Vorliegende Fotografie zeigt Schiele (links) und Peschka auf einer Bank sitzend. Während Peschka seinen Blick in die Ferne schweifen lässt, setzt sich Schiele mit einer fast verkrampft wirkenden Pose in Szene. Ein möglicher Einfluss auf Schieles expressive Körpersprache, die in zahlreichen Selbstdarstellungen des Jahres 1910 durchexerziert wurde, könnte auf den Pantomimen Osen zurückzuführen sein, der nicht nur seinen Lebenslauf, sondern auch sich selbst gerne inszeniert hat.

KJ, 2024