Emil Orlik (1870–1932) war der Chronist seiner Epoche. Er porträtierte zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Kultur und hielt sie in verschiedenen grafischen Techniken wie Zeichnung, Radierung, Holzschnitt und Lithografie fest. Seine Porträts, unter anderem von Thomas Mann (1875–1955), Marc Chagall (1887–1985) und nach seiner Übersiedlung nach Wien die von Gustav Klimt (1862–1918), Josef Hoffmann (1870–1956) und Gustav Mahler (1860–1911), fanden beim Publikum starkes Interesse. Schon früh reiste er gerne, besonders nahm ihn der Zauber Japans gefangen und prägte den Stil seines Schaffens. Es gelang ihm, mit ein paar Strichen das Charakteristische der dargestellten Person zu erfassen. Ganz selten fügte er seinem schwarzen Zeichenstift einige farbliche Akzente hinzu, wie im Porträt von Nelly Neppach (1891–1933), der deutschen Tennislegende. Ihre roten Lippen sind ein Blickfang und stehen im starken Kontrast zu ihrer schwarzen Pagenfrisur. Orlik braucht nur wenige Linien, um uns die Sportlerin näher zu bringen.
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literaturauswahl
Christian Schad. Retrospektive. Leben und Werk im Kontext, hrsg. von Michael Fuhr, Wien 2008 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 26.09.2008-06.01.2009).