Martialisch, energiegeladen und siegesgewiss stürmt mit ausladendem Schritt eine Phalanx von Soldaten, ihre Waffen kraftvoll vor sich hertragend, auf die Betrachter*innen los. In ihrer vereinfachten Plastizität scheinen die Figuren von Individualität befreit und in ihrer Bewegung gleichgeschaltet, als würden sie die Mechanismen des ersten industrialisierten Massenvernichtungskrieges der Menschheitsgeschichte, des Ersten Weltkrieges, verkörpern. Im Unterschied zu seinem späteren Œuvre, in dem sich der Grafiker und Maler Albin Egger-Lienz (1868–1926) mit den beklemmenden Folgen des Krieges wie Schmerz, Leid und Tod befasste und in monumental-expressive Formen übersetzte, vermittelt seine monochrom wirkende Lithografie Vorwärtsstürmende Soldaten aus dem Jahre 1915 ein kriegsbejahendes Pathos. Diese Ambivalenz wird auch evident, wenn Egger-Lienz dasselbe Sujet kurze Zeit später wandelte, indem er im Gemälde Krieg gefallene Soldaten in die Komposition einfügte.
Sign. u. dat. im Stein li. u.: A. EGGER LIENZ 1915; sign. re. u.: A. Egger-Lienz
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 3039
Inventarzugang
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literaturauswahl
Trotzdem Kunst! Österreich 1914-1918, hrsg. von Elisabeth Leopold/Ivan Ristić u.a., Wien 2014 (Ausst-Kat. Leopold Museum, Wien, 09.05.2014-15.09.2014).
Albin Egger-Lienz: 1868-1926, hrsg. von Gert Amann/Michael Fuhr, Wien 2008 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 15.02.2008–29.05.2008).
Wilfried Kirschl: Albin Egger-Lienz: 1868-1926; das Gesamtwerk; [Monographie in zwei Bänden], Wien 1996.