Egon Schiele mit zwei Bekannten (Springer, F.?) in Krumau, undatiert

Drei junge Herren, links davon Egon Schiele (1890–1918), vielleicht gerade einmal zehn Jahre alt, haben auf einer Steinstufe im Freien Platz genommen. Ein handschriftlicher Vermerk auf der Rückseite der Fotografie lässt das Ereignis in Krumau verorten. Die Identität der beiden Freunde ist nicht bekannt. Alle tragen einen Hut und rauchen. Ob Schiele die Zigarette nur für das Foto in der Hand hält oder wirklich geraucht hat, kann nicht festgestellt werden. Krumau war die Geburtsstadt und Heimat von Schieles Mutter Marie, geb. Soukup (1862–1935). Nach mehreren Besuchen und Aufenthalten in der südböhmischen Stadt konnte sich auch Schiele vorstellen, dort zu leben. Im Mai 1911 zog er mit seiner damaligen Lebensgefährtin Walburga „Wally“ Neuzil (1894–1917) nach Krumau und mietete ein Gartenhaus. Die anfängliche Freude, dort leben und arbeiten zu können, wechselte rasch, als er sich durch den Druck der konservativen Bewohner*innen – wohl aufgrund seiner „wilden“ Ehe mit Wally, seines ungewöhnlichen Auftretens und seiner modernen, unkonventionellen Kunst – gezwungen sah, wieder nach Wien zurückzukehren.

KJ, 2024