Wien
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Postkarte von Edith Schiele an Marie Schiele, auf der Rückseite einer Fotografie: Egon Schiele im Militärsmantel mit Kamerad, stehend
10.11.1915
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges bleibt Egon Schiele (1890—1918), aufgrund seiner zarten Konstitution, vorerst vom Militärdienst verschont; zweimal wird er als ungeeignet befunden. Doch am 31. Mai 1915 wird Schiele bei einer erneuten Musterung für militärtauglich erklärt und muss bereits kurze Zeit später, am 21. Juni, für seine Grundausbildung nach Prag einrücken. Dass ihm das Leben als Soldat missfällt, macht Schiele in Briefen an Freunde und Familie deutlich. In einem Brief an seine Mutter vom 10. Juli schreibt er: „[…] ich bin nun 14 Tage Soldat – mir geht es herzlich schlecht […]“ . Die gleichen Gefühle lassen sich auch an seinem Gesichtsausdruck in dieser Fotografie ablesen – ernst, fast etwas abwesend schaut Schiele nach links in die Ferne, gekleidet in einen Militärmantel und in Begleitung einer seiner Kameraden. Sein sonst so expressives Gesicht ist weitgehend emotionslos, ein ganz anderes Bild des Künstlers.
Transkription der Rückseite:
Liebe Mama, denk’ Dir
Egon war heute bei der Konsta-
tierung, – und wurde nicht
behalten – Denk’ dieses Glück
Ich bin ja so froh, [Stelle geschwärzt].
Könnte Gerti [Gertrude Schiele] diese Woche abends
mit kl.[ein] Toni kommen, Egon
braucht ihn riesig notwendig
Grüße Mela. [Melanie] herzlich auch Gerti [Gertrude Schiele]
Deine Edith
[Adressblock:]
Frau
Marie Schiele
Wien XIII
Linzerstr[aße] 403
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Privatsammlung Leopold, Wien; (1)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (2023)
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