Johann Harms (Vater von Edith Schiele), um 1906

Mit einem kaum merklichen sanften Lächeln blickt Johann Heinrich Harms (1843–1917), die Augen leicht nach oben gerichtet, links an der Kamera vorbei. Diese Porträtaufnahme dürfte um 1906 am Graben 17 im ersten Wiener Bezirk entstanden sein, wo der „K.u.K Hof-Fotograf“ Rupert Pokorny (1848/49 (?)–1919) eine Filiale führte; sein Hauptatelier befand sich in der Mariahilferstraße 55. Johann Harms wurde am 17. Juni 1915 durch die Hochzeit seiner Tochter Edith (1893–1918) mit Egon Schiele (1890–1918) zu dessen Schwiegervater. Schiele schätzte den älteren Herrn, den er ab 1916 in drei bis dato bekannten Zeichnungen festhielt, um ihn anschließend auf einer großformatigen Leinwand in Öl zu porträtieren. Das Gemälde befindet sich heute in der Sammlung des Solomon R. Guggenheim Museums, New York. Nur kurz später verstarb Johann Harms: „[…] am 5. I. starb mein Schwiegervater an Altersschwäche, ich hatte ihn sehr gerne, er war groß und mager, – 76 Jahre alt“, schrieb Schiele an seinen Schwager Anton Peschka (1885–1940) im Januar 1917. Während der Leichenfeier in Wien nahm Schiele dem Verstorbenen eine Totenmaske ab.

KJ, 2023