Adolf und Egon Schiele, um 1893

Der etwa drei Jahre alte Egon Schiele (1890–1918) sitzt auf dem Schoß seines Vaters Adolf Schiele (1851–1905). Der Junge, der später zu einem der Hauptvertreter des österreichischen Expressionismus zählen wird, trägt einen Matrosenanzug samt Kappe – eine im 19. Jahrhundert beliebte Bekleidung für Kinder. Mit Hut, Sakko und Weste selbst elegant gekleidet, stützt der Vater den Sohn mit der linken Hand, während er in der anderen Spazierstock und Zigarre hält; am rechten Zeigefinger blitzt, kaum merklich, ein breiter Ring hervor. Adolf Schiele, Bahnhofsvorstand in Tulln, blieb bis zu seinem Tod in der Silvesternacht 1904/5 wichtiger Bezugspunkt für Egon und dessen Schwestern. Die Fotografie entstand als Ferrotypie und stellt somit ein Unikat dar: Diese Technik des Sofortbildes wurde vor allem auf Volksfesten angeboten.

SH, 2024