Ein Ergebnis von Egon Schieles (1890–1918) „Manie“ des Zeichnens sind nicht nur die zahlreichen Papierarbeiten, die er im Laufe seines kurzen Künstlerlebens schuf, sondern auch die vielen erhaltenen Skizzen und Skizzenbücher zeugen von dieser Leidenschaft. Diese Skizzen sind auch deshalb überaus wichtig, weil sie zu einem beachtlichen Teil Wegbereiter zum Bild sind: Einige Gemälde des Künstlers stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Skizze. Auf diesem Blatt, eigentlich ein Briefpapier mit dem Logo der Neukunstgruppe, finden sich neben einem bereits gerasterten Entwurf mit zahlreichen Personen und wahrscheinlich Särgen – Schiele malte 1913 das heute verschollene Gemälde
Auferstehung (Gräber), das formale Ähnlichkeiten aufweist – auch Kompositionsentwürfe zum großformatigen Gemälde
Mutter mit zwei Kindern II aus dem Jahr 1915. Mit dem Thema Mutterschaft setzte sich Schiele immer wieder auseinander, siehe etwa
Tote Mutter I,
Mutter und Kind oder
Blinde Mutter. Insbesondere
Mutter mit zwei Kindern ist ein Motiv, das Schiele sehr beschäftigte und in einem weiteren Gemälde aus den Jahren 1915 bis 1917, nämlich
Mutter mit zwei Kindern III, das heute zur Sammlung des Wiener Belvedere gehört, seinen Niederschlag fand. Weitere Skizzen zu dieser Thematik hielt Schiele im Skizzenbuch Nr. 5, datiert auf 1914/15, fest.
LScr, 2024