Brief von Broncia Koller-Pinell an Anton Peschka, 05.11.1918

Transkription:

Oberwaltersdorf b/ [bei] Wien 5. Nov. 1918

Lieber Herr Peschka!

Wir sind alle in meinem
Kreis so schmerzerfüllt
über den Tod unseres
verehrten, sehr geliebten
Freundes, dass ich mich
zu den gewöhnlichen

Theilnahmsäußerungen
nicht bringen kann. Das
Schicksal dieser beiden jungen
lebensfrischen Menschen
ist so furchtbar genug. Aber
wer in die Seele Schieles
geschaut hat, dem kann
dieser Tod, vergessen [unleserlich]
bringen. – Heute in dieser

armen Zeit – verschwindet
ein solcher Künstler u. solcher
Mensch. – Ich komme mit einer
großen Bitte. Senden Sie uns
Photographien u. Zeichnungen
die es mir ermöglichen ein
Portrait zu machen, da ich
ihn noch gut in Erinnerung habe.
Er hätte uns im [unleserlich] ein
Wandbild in die Bibliothek

malen sollen, hatte bereits
die Größe. Ich bin jetzt elend
wenn ich die Stadt aufsuche
dann wollen wir sehen
ob nicht eins seiner vorhandenen
Sachen dahin passt. – Über sein
Grab u. alles was ein Festhalten
seiner Werke und seines Schaffens
ist, wollen wir einmal bewahren.
In tiefster Theilnahme für die
ganze Familie Ihre
B. [Broncia] Koller