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ONLINESAMMLUNG

Brief von Adele Harms an Edith Schiele, 11.05.1916

Leopold Museum,
Wien
Leopold Museum,
Wien
Tinte auf Papier
29,8×18,8 cm

Künstler*innen

  • Adele Harms

    (Wien 1890–1968 Wien)

  • Edith Schiele

    (Wien 1893–1918 Wien)

Leider derzeit nicht ausgestellt

Wien, 11. Mai 1916

Liebe Did [Edith], es freut mich wirklich sehr dass es Dir dort so gut gefällt und
Egon [Schiele] ist wieder einmal vom Glück bestrahlt worden, denn wäre er ins
[Kriegs-]Archiv gekommen, wäre sein Bleiben nicht dauernd gewesen, so
sagt nämlich [Johannes] Fischer], [Arthur] Rössler hätte es ihm so erzählt. Unter die-
sen Nichtfrontdiensttauglichen wird jetzt neuerdings fortwährend
gemustert so das Rössler auch noch drankommen kann. Was
sagt Ihr dazu!? – Wigili [Franz Wiegele] ist in afrikanischer Kriegsgefangen-
schaft, es soll ihn [!] sehr gut gehen, er verdient sehr viel Geld durch
porträtieren der franz.[ösischen] Offiziere.
Wenn Ihr so hübsche Partien macht, warum schickst Du keine An-
sichten, ich möchte Euch so gerne mit dem Finger auf der Landkarte
folgen und im Geiste an Euch denken und Euch ein bischen [!] dadurch
nahe sein. Erinnerst Du dich noch der Vorjährigen!?
Dienstag war ich beim Schneider, er verspricht die Jacke Ende dieser
oder Anfang nächster Woche zu schicken. Das Futter habe ich nur in
grau bekommen. Schade dass ich deinen Hut nicht ändern kann
sonst hätte ich ihn dazu gepackt. Schreib überhaupt bis dorthin was
Du noch alles brauchst damit es gleich in Einem geht.
Mein Kostüm ist sehr hübsch geworden. Jetzt ändere ich meine
karrierte [!] Schoss, Mutti hilft mir dabei. Auch mein kobaltblau-
es Kleid hab ich ganz allein restauriert, es sieht wieder
ganz nett aus. Schössel verkürzt, Pirrotkragen [!], weißen
Ledergürtel. Vermisst Du nicht dein madonnenblaues
Kleid? – Fast täglich besuche ich euer liebes Atelier

und nehme dort ein Luft oder Sonnenbad… Ach wie liebe ich
die Sonne, den Mai und den Sommer!* Nächstens mehr
davon bedeutet das Sternderl.
Hier spielt [Paul] Wegener in Strindberg u. Hauptmannstücken
oh, ich möchte ihn so gerne sehen und hören! …
Bitte schick mir nächstens 9 neue Ansichtskarten von dort
mit hübschen idyllischen Landschaften, ich möchte sie hier be-
schreiben und von dort aufgeben lassen. Du weisst ja warum?
Nicht vergessen! Den Tabak mit Hülsen kann ich Dir erst
Freitag schicken weil ichs nicht früher bekomme.
Wie gehts Deinem lieben Lorderle? – Und Deinem wirklichen
Herrl? Ich sollte „eigentlich“ bös auf ihn sein weil er gar
nichts von sich hören lässt und mir gar nicht schreibt.
Ich lass ihn aber trotzdem grüssen. Liebe Did kak [!]
Deine Briefe nächstens etwas besser auf diesen [!] kaki-
braunen Papier kann sie Mami furchtbar schlecht
lesen. Sei mir nicht böse wenn ich mich so derb
ausdrücke, aber ich schreib eben wie ich denke…
Grüße, Küsse
Dell

Tausend Grüsse u. Küsse v.[on] Mama, sie spricht viel von Dir und
denkt immer an Dich. Ich bin schon ganz bös…
Ich adressiere den B.[rief] an Egon damit Du ihn früher erreichst.
Please write me the birthday of E. I have forgotten him!

Objektdaten

Künstler*in​/Autor*in
  • Absenderin: Adele Harms
  • Empfängerin: Edith Schiele
Titel
Brief von Adele Harms an Edith Schiele
Datierung
11.05.1916
Kategorie
Autograf
Material​/Technik
Tinte auf Papier
Maße
29,8×18,8 cm
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 7630
Inventar­zugang
Neuzugang 2023
Werk­verzeichnis
  • ESDA ID 2810
Schlag­wörter
Egon Schiele
Datenbank der Autografen

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Provenienz

Provenienzforschung
im Leopold Museum i

Privatsammlung Leopold, Wien; (1)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (2023)

  1. Archiv des Leopold Museums, Rechnung Nr. 01-2023 vom 18.04.2023

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