Neben zahlreichen Landschafts- und Porträtbildern widmete sich Gustav Klimt (1862–1918) in seinem Œuvre auch großformatigen Allegorien, etwa in
Tod und Leben und
Die Jungfrau. Die aus dem Nachlass Klimts stammende und von Moriz Nähr (1859–1945) aufgenommene Schwarz-Weiß-Fotografie von 1917 zeigt
Die Braut, das letzte Werk am Ende von Klimts Schaffensperiode, welches sich heute im Besitz der Klimt Foundation befindet. Klimt, der am 6. Februar 1918 an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb, war nicht mehr in der Lage, das Gemälde zu vollenden. Die fragmentarisch erhaltene Allegorie war im Erstbesitz von Emilie Flöge (1874–1952) und weist frühexpressionistische und fernöstliche Einflüsse auf. Elementare Gestaltungsmotive zum Kreislauf des Lebens – dem Zyklus von Werden und Vergehen – verdichten sich zu einer flächenfüllenden Komposition. Die individuellen Zeitalter gruppieren sich um die titelgebende Person der Braut, die in ihrer Funktion als Mittelfigur den weiblichen Akt am rechten Bildrand, dessen Unterleib ein dekorativer Schleier umhüllt, mit der verschränkten Menschengruppe am linken Bildrand verbindet. An der öffentlichen Repräsentation seiner Werke war Klimt besonders interessiert, weshalb er seinen Lieblingsfotografen Nähr immer wieder mit fotografischen Aufträgen zur Dokumentation seiner Gemälde bedacht hatte.
BH, 2021