Vorliegendes Blatt zeigt zwei Personen, die hintereinanderstehen, wahrscheinlich beide mit ausgestreckten Armen und einer Art Kutte oder Tunika mit breiten Ärmeln bekleidet. Es gibt weitere undatierte und rasch festgehaltene Skizzen von Figuren mit ausgestreckten Armen, vgl.
Skizzenblatt mit Figurenstudie oder
Skizzenblatt mit Figurenstudie, die nicht wie das
Skizzenblatt mit einer Kreuzigungsszene eindeutig auf diese Thematik verweisen müssen. In einem Skizzenbuch von Egon Schiele (1890–1918), das inhaltlich auf 1913 bis 1916 datiert wird, findet sich eine mehrfigurige Szene, wobei eine Person in gleicher Bekleidung beide Arme seitwärts ausstreckt. Unter der Darstellung hat Schiele das Wort
Beseelung notiert, das positiv konnotiert ist und bedeutet, jemanden oder etwas „mit innerem Leben zu erfüllen“. In unmittelbarer Nähe der Skizze im Skizzenbuch befinden sich Szenen zu Themen der „Grablegung“, „Auferstehung“ und „Auferweckung“. Schiele, der im Alter von 14 Jahren seinen Vater verlor und diesen Schmerz immer wieder fühlte, beschäftigte sich öfters mit den großen Gegensätzen von Leben und Tod, wobei er von der „Unsterblichkeit aller Wesen“ überzeugt war.
KJ, 2024