Porträt eines jungen Mannes mit roter Mütze, um 1928

Marie-Louise von Motesiczky (1906–1996) entstammt einer sehr vermögenden jüdischen Familie mütterlicherseits und einer aristokratischen Familie väterlicherseits. 1923 lernte sie mit vierzehn Jahren im Haus ihrer Eltern in der Hinterbrühl neben Oskar Kokoschka (1886–1980) auch den zweiundzwanzig Jahre älteren Expressionisten Max Beckmann (1884–1950) kennen. In Frankfurt besuchte sie ab 1927 seine Meisterklasse in der Städelschule. Er wird zeitlebens ihr Mentor und ein guter Freund bleiben. Nach dem „Anschluss" 1938 mussten Motesiczky und ihre Mutter aus Wien emigrieren. Porträt eines jungen Mannes mit roter Mütze entstand um 1928 und zählt zu ihren Frühwerken. Das zu dieser Zeit von ihr oft verwendete schmale Format zeigt einen jungen Mann mit einem Fez als Kopfbedeckung. Das Bild ist mit dickem Pinsel gemalt und dunkel konturiert. Die Nähe zu ihrem Lehrer Beckmann ist hier nicht zuletzt wegen der prononcierten Konturlinie noch spürbar.

EF, 2021