Frau in Grün an Sessel lehnend, 1940er

Marie-Louise Motesiczky (1906–1996) wuchs in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf und genoss eine gute künstlerische Ausbildung, worauf im April 1933 die erste Ausstellung im Hagenbund folgte. Ihr vielversprechender Aufstieg in der Kunstszene Wiens wurde jedoch durch die Diktatur der Nationalsozialist*innen abrupt beendet. Im Jahr 1938, bereits einen Tag nach dem „Anschluss“ Österreichs, floh die Malerin mit ihrer Mutter nach England. Dort entwickelte sie enge Kontakte zur Emigrant*innenszene, unter anderem vertiefte sie ihre Bekanntschaft mit dem Familienfreund Oskar Kokoschka (1886–1980), der im Oktober desselben Jahres ebenfalls nach England geflüchtet war. Der enge Kontakt zu Kokoschka war für sie stilprägend, besonders seine gestische Intensität beeindruckte Motesiczky. So lässt sich Kokoschkas Einfluss auch in diesem Porträt einer elegant gekleideten Dame erkennen.

LVD, 2024