In strikter horizontaler Gliederung durch linear umrissene, duftig wirkende Wolkenbalken rhythmisiert, gestaltet der Schweizer Maler Ferdinand Hodler (1853–1918) 1903 das
Plakat zur XIX. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession. Auf aquarellartig moduliertem blauem Grund finden sich in der Lithografie die Informationen zur Secessions-Ausstellung in weißen, schwarz konturierten Lettern, welche die Anmutung einer dynamisch freien Zeichnung aufweisen. Im untersten der horizontalen Felder setzt Hodler einen liegenden nackten, lediglich mit der Andeutung eines Lendentuchs geschützten Jüngling, der, eine Mandorla bildend, mit leicht abgespreizten Armen und Beinen und mit in den Nacken gesunkenen Kopf in einer von Samenständen übersäten Wiese ruht – eine Metapher für
Ver Sacrum, den heiligen Frühling, der auch der Secessions-Zeitschrift den Namen gab. Die Komposition trägt die Grundprinzipien von Hodlers künstlerischer Idee des Parallelismus in sich. Als wichtiger Impulsgeber für viele Vertreter/*innen der österreichischen Moderne wurde Hodler 1904 Mitglied der Wiener Secession.
MH, 2021