Von 1899 bis 1904 war der in Prag geborene Emil Orlik (1870–1932) Mitglied der Wiener Secession, 1904 verlegte er sogar sein Atelier nach Wien. Dort wurde seine Auseinandersetzung mit dem japanischen Farbholzschnitt wegweisend für die Secessionisten. Bei aller grassierenden Japomanie war Orlik einer der wenigen Künstler, die ihre Faszination für Japan durch eine tatsächliche Reise dorthin untermauerten. Auf der Suche nach dem traditionellen Japan und befeuert vom Interesse an der technischen Ausführung der Farbholzschnitte Ukiyo-e, begab sich der damals 29-Jährige im Jahr 1900 auf den Weg nach Tokio und Kyoto. Seine Beobachtungen hielt er in Skizzen fest, die ihm als Grundlage für später gefertigte Druckgrafiken und Gemälde dienten. Das 1907 entstandene Damenporträt verzahnt auf grandiose Weise japanische und secessionistische Elemente, indem die Flächigkeit des stilisierten, floralen Ornaments auf die in Nahsicht gegebene und aus der Mittelachse verschobene Figur im quadratischen Bildformat trifft.
VG, 2019
Genauer betrachtet
Das Kunstwerk erklärt von Kunstvermittlerin Angelika Katzlberger